Sneaker nach Maß von Sneakprint

Sneakprint ist ein junges Start-Up aus München. Es stellt Sneaker her, die individuell für die Füße der Kundinnen und Kunden gefertigt werden. Auf Basis eines Fußscans oder -abdrucks werden Mittelsohlen per 3D-Druck maßgefertigt und eine Schuhform gewählt, die für den Fuß passend ist.

Um zu testen, ob diese Schuhe eine Lösung für breite Füße sind, habe ich mir meine eigenen Sneakprint-Sneaker machen lassen. Hier ist mein Erfahrungsbericht!

Inhalt:

Schuhe von der Stange vs. individuelle Füße

Das Problem beim Schuhkauf ist doch, dass Schuhe für den „durchschnittlichen Fuß“ produziert werden, obwohl jeder Fuß anders ist. Ich habe zum Beispiel nebst breiten Füßen einen Hallux Valgus, einen Senk-Knick-Spreizfuß und einen hohen Spann. Standardschuhe sind oft zu schmal und länger als nötig.

Ein perfekt passendes Paar Schuhe war immer mein Traum. Allerdings kosten Maßanfertigungen gut und gerne vierstellige Summen und sehen oft – sagen wir mal – eigenwillig aus, obwohl man ja vielleicht nur ganz normale Alltagsschuhe haben möchte.

Deshalb hat mich das Angebot von Sneakprint aufhorchen lassen: Individuelle Sneaker, die super aussehen und günstiger sind als maßgefertigte Schuhe vom Schuhmacher – das will ausprobiert werden.

Bestellung meiner individuellen Sneaker und Fußvermessung

Wie funktioniert das mit der Bestellung bei Sneakprint?

1) Schuhe aussuchen

Es gibt bei Sneakprint verschiedene unisex Sneaker-Modelle im Retrodesign, aus denen ich meinen Favoriten auswähle. Die Schuhgröße muss ich nicht angeben, da Sneakprint sie selbst misst. Beim Kauf kann man zwischen zwei Methoden für die Fußvermessung wählen. Die beiden Möglichkeiten erkläre ich unter den Punkten 2a) und 2b).

2a) Abdruck-Set

Ich wähle das Abdruck-Set und bekomme nach Abschluss der Bestellung ein Paket zugeschickt. Darin befinden sich im Wesentlichen a) eine Box mit Trittschaum, b) ein Bogen für einen Blauabdruck und c) ein Fragebogen. Siehe Fotos.

Ich habe ein bisschen Respekt davor, was falsch zu machen und dadurch das Set zu vermackeln. Aber es geht alles gut.

Ein kleines Heftchen mit einer Anleitung liegt bei und es gibt auch ein gut gemachtes Erklärvideo auf Youtube.

Das Kohlepapier druckt beim Blauabdruck zuverlässig auf den Bogen durch und in den trockenen Trittschaum zu treten (ich kannte sowas bisher nur von Blumenkränzen) ist ein lustiges Gefühl. Netterweise ist dem Paket noch ein Reinigungstüchlein beigelegt, um Rückstände des trockenen Trittschaums abzuwischen, aber eigentlich ist das Ganze so konzipiert, dass man sich nicht die Füße dreckig macht.

Auf dem Fragebogen kann man nebst der gefragten Angaben ggf. auch besondere Wünsche äußern, was bei Herstellung der Schuhe und Sohlen beachtet werden soll.

Das Abdruckset schicke ich mit einem vorfrankierten Versandetikett, das dem Set beiliegt, zurück. Dann kann es mit der Herstellung meiner personalisierten Sneaker losgehen.

Der Vorteil an dieser Fuß-Vermessungsmethode ist, dass anhand der beiden Abdrücke anatomische Besonderheiten und Fehlbelastungen der Füße abgelesen werden können. Sneakprint kann die Mittelsohlen beim 3D-Druck dann so konzipieren, dass Fußfehlstellungen entgegengewirkt wird. Sprich: Wenn du möchtest, dass die Sohle deine Füße nochmal besser unterstützt, wie eine Einlage, dann ist der Abdruck die richtige Wahl. Wenn du die Schuhe hauptsächlich kaufst, weil du breite Füße hast oder weil du sie schön findest, reicht evtl. der mobile Scan.

2b) Mobiler Scan

Diese Methode habe ich selbst zwar nicht gewählt, aber einmal für euch ausprobiert, um sie hier zu beschreiben.

Man wählt dabei mit dem Smartphone auf der Sneakprint-Website einen Schuh aus und klickt auf  „Scan your feet“. Das ist auch möglich, bevor man den Schuh in den Warenkorb legt. Beim Fußscan einfach den Anweisungen folgen. Dazu braucht es nicht mehr als die eigenen Füße in unifarbenen Socken, ein Blatt A4-Papier und die Handykamera. Eine App herunterzuladen ist nicht nötig. Der Scan geht schnell und misst Länge, Breite und Spann der Füße bis auf einen Millimeter genau. Ziemlich beeindruckend.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass man den Scan direkt mit der Bestellung abgeben kann, sodass die Schuhe schnell in die Herstellung gehen können. Außerdem ist die Variante kostengünstiger.

Meine Erfahrung mit den personalisierten Sneakern

Unwrapping – der erste Eindruck

Als meine Schuhe kommen, bin ich fast ein wenig aufgeregt.

Super sehen sie aus! Und auch von der Qualität her machen die Schuhe auf mich einen guten Eindruck: Echtes Leder und soweit ich beurteilen kann, von der Verarbeitung her vergleichbar mit handelsüblichen Markensneakern.

Ich finde die Schuhe zunächst recht groß und schwer. Als ich sie Sohle an Sohle an einen meiner alten Sneaker halte, sehe ich aber, dass der Eindruck getäuscht hat: sie sind genau so lang wie meine anderen Schuhe. Sie sind nur insgesamt etwas breiter (was ja durchaus gewollt ist) und auch höher. Die Höhe und das Gewicht der Schuhe liegen vermutlich zum einen an Höhe und Material der individuellen Mittelsohlen, als auch an dem Schnitt, der halt modischen Unisex-Sneakern entspricht und nicht den eher zierlichen, damenhafteren Sneakern, die ich sonst so habe.

Und wie läuft’s so?

Sohlenabgleich

Sie passen – hurra! Damit ist bei meinen Quadratfüßen schonmal eine große Hürde genommen.

Ich muss allerdings auch sagen, dass es ähnlich wie bei vielen Sneakern ist, die ich anprobiere: im Zehenbereich sitzt der Schuh eher eng und vor den kleineren Zehen ist noch allerhand Platz. Das sieht man auch gut auf dem Foto, auf dem mein einer Fuß auf den (herausnehmbaren) Innensohlen steht. Die V-Form vorne sieht gut aus, drückt die Zehen aber leicht zusammen. Andererseits, wenn Schuhe die Form meiner Füße hätten, sähen wie vermutlich aus wie Schwimmflossen, und gerade das will ich ja bei diesen Schuhen mal nicht.

So viel Platz wie in Barfußschuhen hat man also definitiv nicht, aber … es läuft sich gut! Auch wenn ich nicht mit den Zehen nicht (seitwärts) wackeln kann, ist das Gehen auf Anhieb angenehm. Ich habe mir keine Druckstellen geholt, wie sonst immer in neuen Schuhen. Der Langzeittest steht noch aus, doch die ersten Kilometer sind schon gelaufen und ich fühle mich ziemlich wohl in den Schuhen.

Die 3D-gefertigte Mittelsohle

Mittelsohle

Ich denke man kann sagen, dass die unterstützende Mittelsohle das Herzstück dieser Sneaker ist. Sie hat eine 3D-Druck-typische Gitterstruktur. Positiv fällt auf, dass sie sehr flexibel ist, was ja bei orthopädischen Einlagen zum Beispiel oft nicht der Fall ist. Sie ist passgenau für den Schuh gefertigt. Auch das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Einlagen, die man unabhängig vom Schuh kauft, denn so verschiebt sich die Mittelsohle beim Laufen nicht. Durch das Material und die Dicke der Einlagen ist beim Gehen für eine gute Dämpfung gesorgt.

Auf der Sneakprint-Website erfährt man, dass ein zertifizierter Orthopädie-Schuhmacher den Fußabdruck und die medizinische Vorgeschichte analysiert und dann die Oberfläche entsprechend modelliert. Außerdem heißt es: „Unsere Mittelsohlen sind auf allgemeinen Komfort und Unterstützung ausgelegt und weisen keine aggressiven Korrekturen auf, es sei denn, du fragst ausdrücklich danach in unserem speziellen Fragebogen.“

Auch wenn man die Sohlen herausnehmen kann, kann ich sie mit keinen anderen Schuhen zusammen verwenden, da sie dafür von der Form her zu groß sind, um hineinzupassen – und wenn ich sie in Schuhe hineinbekommen würde, wäre vermutlich kein Platz mehr für meine Füße, da die Sohlen nicht nur groß, sondern auch dick sind.

Über den Mittelsohlen ist übrigens nochmal ein weicher Bezug, sodass man nicht direkt auf den Kunststoffsohlen läuft.

Pro & Contra auf einen Blick

Zur Schuhbreite sage ich unten nochmal ausführlich etwas. Abgesehen davon hier aber schon einmal die wichtigsten Vor- und Nachteile aus meiner Sicht:

Pro

+ Die Schuhe müssen sich nicht verstecken. Sie sehen stylisch aus und somit sehr viel besser als das Allermeiste, was man als „Komfortschuh“ gekennzeichnet im Schuhgeschäft findet (IMHO: Die Schuhindustrie denkt ja leider ganz offensichtlich, wer breite Füße hat, trägt grundsätzlich auch gerne Oma-/Opaschuhe… dabei trägt nicht mal meine Oma gerne Omaschuhe).

+ Die Schuhe passen! Klingt banal, aber wer Problemfüße hat weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist.

+ Es läuft sich bequem, gute Dämpfung.

+ Die individuelle Mittelsohle: beweglich und unterstützend. Auf Fußprobleme anpassbar.

+ Nachhaltigkeitsaspekt: Die Schuhe werden in Europa gefertigt, und zwar erst auf Bestellung hin. Also keine Produktion in Sweatshops, keine weiten Transportwege und keine Überproduktion.

+ Gute Qualität.

+ Individuelle Anpassungen sind auf Nachfrage möglich.

Con

Das Ganze liegt natürlich preislich mit über 200 Euro (Stand Sep. 2024) über dem Niveau von massenproduzierten, nicht individualisierten Alternativen. Jedoch weit unter dem Niveau von reinen Maßanfertigungen vom Schuhmacher.

Während die Mittelsohle komplett auf den eigenen Fuß angepasst wird, wird die Schuhform selbst nicht auf Basis eines kundenspezifischen Leistens gefertigt. (Leisten sind die fußförmigen Formstücke, über die Schuhe beim Zusammensetzen gespannt werden.) Es wird jedoch aus einer Vielzahl von Leistenformen die passendste für den Fuß ausgesucht. Dabei können Kundenwünsche  ggf. berücksichtigt werden, z.B. „enger/lockerer Sitz“.

Umtausch: Individualisierte Produkte können von der Rücknahme ausgenommen werden. Daheim anprobieren und bei Nichtgefallen mal eben retournieren ist demnach keine gute Idee. Man kauft also Schuhe, die man vorher nicht anprobiert hat. Aber im Gegensatz zu herkömmlichen Schuhen, die sehr unterschiedlich ausfallen trotz genormter Schuhgrößen, kann man vermutlich in diesem Fall davon ausgehen, dass es passt. Und wenn nicht, dass evtl. auch nachgebessert werden kann.

Kleine Auswahl. Hat mich jetzt nicht gestört, doch der Vollständigkeit halber, sei’s genannt. Im Laufe der Zeit soll die Auswahl an Modellen im Shop aber auch größer werden.

 Lieferzeit: Da die Schuhe erst nach Eingang der Bestellung (und natürlich Abgabe des Fußscans durch die Kundinnen/Kunden) gefertigt werden, dauert’s ca. 2 – 4 Wochen, bis die Schuhe da sind.

Sind die Sneaker nun eine Lösung für breite Füße?

Sneakprint für breite Füße…

Sneakprint Sneaker II

Ich mag diese Sneaker richtig gern und werde sie vermutlich viel tragen. Für mich hat das Ganze also geklappt.

Wie gesagt, die Schuhform selbst wird bei Sneakprint, im Gegensatz zur Mittelsohle, nicht für jeden Fuß neu entworfen. Aber es gibt unterschiedlich breite Leisten, auf die man bei der Fertigung zurückgreift. Die Fußbreite wird also auf jeden Fall berücksichtigt.

Da ich weiß, dass einige von euch auf noch breiteren Füßen als ich unterwegs sind (ich habe Breite 11 nach Mondopoint), habe ich mich bei Sneakprint noch einmal genauer erkundigt, was es mit der Breite auf sich hat. Ich habe erfahren, dass meine Sneaker trotz meiner breiten Füße gerade einmal mit einem mittelbreiten Leisten der Sneakprint-Leistenbibliothek hergestellt wurden. (Ich führe das u.a. darauf zurück, dass meine verhältnismäßig breiten Frauenfüße immer noch schmaler sind als typische breite Männerfüße.) D.h. da ist noch mehr drin, was Breite der Zehenbox angeht.

Zu meinen oben erwähnten Zweifeln, dass die Sohlen enger sind als meine Füße, erfahre ich, dass Schuhe immer etwas enger gefertigt werden, als die barfuß gemessene Fußbreite, damit die Füße in den Schuhen Halt haben.

Sneakprint-Gründer Kevin Zürn verrät, dass auch seine eigenen Füße zu breit für konventionelle Schuhe sind und die Idee zur Gründung seines Start-Ups nicht zuletzt auch aus eigenem Interesse an passenden Schuhen entstanden ist.

Für die ganz Unsicheren mit außergewöhnlich breiten Füßen, die üblicherweise selbst in Herrenschuhe, die als weit gekennzeichnet sind, nicht reinpassen: Im Zweifel würde ich dazu raten, einen kostenfreien Fußscan (siehe „Mobiler Scan“ oben) zu machen und einen Screenshot davon an Sneakprint zu schicken mit der Frage, ob sie das mit der Breite hinbekommen.

… und Sneakprint für sonstige Fußprobleme

Sneakprint Sneaker I

Sneakprint versteht sich im Übrigen nicht nur als gute Lösung für breite Füße, sondern auch für viele andere Themen, die das Tragen von Standardschuhen erschweren können.

Die individuelle Fertigung macht auch die Berücksichtigung von Sonderwünschen möglich. Z.B. kann auf unterschiedliche Bein- oder Fußlängen Rücksicht genommen werden. Oder auf Fußfehlstellungen, denen durch Anpassungen der Mittelsohle entgegengewirkt werden kann. Auf Wunsch kann das Leder der Schuhe auch an empfindlichen Stellen, wie z.B. bei Hallux valgus oder Fersensporn, extra behandelt und weich gemacht werden.

In Zukunft sollen noch verschiedene weitere Styles entworfen werden, mit denen auf individuelle Bedürfnisse noch besser eingegangen werden kann. Um hierfür auf dem Laufenden zu bleiben, überprüft Ihr am besten die Website der Marke.

 

Hier geht’s zum Anbieter:

 

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